Medical Camp – Das medizinische Chaos

Für eines der Dörfer wurde ein medizinsches Camp geplant, in welchem die Kinder des Dorfes umsonst einen Gesundheitscheck erhalten. Ich war natürlich sofort begeistert und wollte dementsprechend auch mitwirken. Gar kein Problem und Zack war ich mittendrin. Logischerweise lief das Camp nicht ganz so ab, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Das medical Camp wurde bereits in mehreren Dörfern durchgeführt, aber diesmal sollte es das erste mal in Londoto stattfinden. Mir wurde vorab erklärt, dass es verschiedene Stationen geben wird in denen die Kinder untersucht werden. Im Rahmen eines anderen Projektes hatte ich festgestellt, dass 11 Kinder aus einem anderen Dorf stark untergewichtig sind und konnte regeln, dass diese auch in diesem Camp untersucht werden. Mir wurde gesagt, dass es am besten sei, wenn diese Kinder am ersten Tag sehr früh kämen, da die anderen Kinder erst später eintrudeln. Wir waren demnach ganz schön überrascht, als am ersten Morgen, bevor das Camp überhaupt aufgebaut war, bereits über 50 Kinder mit ihren Müttern auf uns warteten. Ein Glück, dass die Menschen hier das Prinzip mit der Geduld kennen und von daher auch überhaupt nicht genervt, gereizt oder gestresst waren, als wir dann anfingen das Camp aufzubauen. Der ganz Aufbau wurde auch noch dadurch verzögert, dass die Medikamentenlieferung sich verspätete und gewisse Messgeräte noch nicht eingetroffen waren.

Pünktlich 1,5 Stunden nach geplantem Start ging es dann endlich los. Die eingetroffenen Patienten (mittlerweile an die 100 Kinder), mussten sich zuerst registrieren, dann wurde das Gewicht und die Länge gemessen, dann ging es zu den Ärzten, danach sofern nötig ein Bluttest und eine Urinprobe, dann eventuell zurück zu den Ärzten, dann zur „Apotheke“, dann zur Edukationsstation, eventuell Registrierung bei CCBRT (dem physiotherapeutischem Center für beeinträchtigte Kinder) und zuletzt Kanga abholen. Bei der Edukationsstation haben die Kinder Zahnbürsten erhalten, wurden darüber aufgeklärt wie man sich richtig die Zähne putzt und Eltern wurden zusätzlich zu dem Thema Ernährung unterrichtet. Ein Kanga ist ein meist sehr bunter Stoff, der hier für so ziemlich alles eingesetzt wird. Die verschenkten Kanga’s haben beim Medical Camp natürlich das Logo und die Farben von F.T. Klimanjaro getragen.

Soweit so gut. Ich wurde an der Gewichts- und Größenstation eingesetzt, da es hier auch darum ging einzuschätzen, ob alles der Norm entspricht wobei notwendige Tabellen nicht zur Verfügung standen. Als ob ich für Kinder jeglichen Alters die Normwerte für BMI, Länge und Gewicht auswendig kennen würde. Aber gut. Durch mein Projekt an der Schule habe ich tatsächlich zumindest einen groben Überblick und kann eine ungefähre Einschätzung machen. Also, los geht’s. Ich sag euch, das war Arbeit am Fließband. Zusätzlich waren es im Schatten unter dem Zelt gefühlt hundert Grad, wodurch sich ein beachtliches Schweißrinnsal auf meinem Rücken gebildet hat. Am ersten Tag haben wir bereits über 250 Kinder durch alle Stationen geschleust. Am zweiten Tag war ich besser vorbereitet und habe die notwendigen Tabellen rausgesucht und mitgebracht. Das hat die Sache einfacher gemacht. Außerdem konnte ich so zwischendurch meine Station verlassen und auch noch ein paar Patienten von mir betreuen, die auch das Camp besuchten.

Zwischendurch habe ich auch das Wiegen und das Längenmessen übernommen, was aber nur semi-gut funktioniert hat. Sehr viele Kinder hatten Angst vor der Weißen und haben hysterisch geschrien, als ich messen wollte. Ich sag euch, nach dem ungefähr 30tem weinendem Kind habe ich angefangen mich echt schlecht zu fühlen. Glücklicherweise wurde ich dann auch bald wieder abgelöst. Insgesamt wurden 574 Kinder in den zwei Tagen gewogen, gemessen, ärztlich untersucht, auf HIV/Malaria/Typhus getestet (sofern nötig), medikamentös versorgt (häufig Wurmmittel), mit Zahnbürsten bestückt, eventuell zu CCBRT verwiesen und aufgeklärt. Natürlich hat jede Mutter auch einen Kanga erhalten. Überraschenderweise sind auch sehr viele Massai-Mütter mit ihren Kindern gekommen. Dies ist sehr erfreulich, denn viele Massai vertrauen der „weißen“ Medizin nicht und lassen ihre Kinder häufig nicht untersuchen. Ich würde sagen, dass Medical Camp war ein voller Erfolg. Wenn auch etwas chaotisch.

Am Abend bin ich auf jeden Fall völlig erschöpft aber sehr glücklich nach Hause?! Nichts da! Schließlich habe ich ja Besuch aus Deutschland! Demnach ging es im Anschluss an die Arbeit direkt auf Safari. Darüber schreibe ich aber in den nächsten Beiträgen.

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