Fleischbällchen und Linksverkehr

In der letzten Woche habe ich versucht, aktiv etwas zum Familienalltag beizutragen. Dieser Versuch war wie gewöhnlich mit gewissen Hürden verbunden. In diesem Beitrag möchte mehr über diesen Versuch schreiben.

Wie immer, beginne ich mit meinem Alltag in meinem momentanen Zuhause beginnen. Es gibt tatsächlich mittlerweile heißes Duschwasser! Allerdings gibt es davon nur sehr wenig, oder mit nicht vorhandenem Wasserdruck, weshalb ich dann doch meist auf den Eimer umgestiegen bin. Wichtigste Verbesserung: Ich habe jetzt ein Moskitonetz über meinem Bett!!!! Das bedeutet nicht mehr nachts von Mücken geweckt werden. Gestern war meine erste Nacht mit Netz und ich sage euch, unter so einem Netz schläft es sich echt gut. Hier ist zwar kein direktes Malariagebiet, aber ständig 20 Mückenstiche und mehr sind auch ohne Malaria ungeil.

Um mich aktiver am Familienleben zu beteiligen, habe ich diese Woche versucht für alle zu kochen, welches zu einer ungeahnten Herausforderung wurde. Früh morgens bin ich hierfür mit Donata (w) und Andrea (m) – den beiden Hauselfen – auf den Gemüsemarkt gefahren. Um genau zu sein: Ich bin gefahren. Im Linksverkehr, im Land ohne richtige Straßenverkehrsregeln. Aber es hat geklappt, auch wenn ich häufig den Scheibenwischer betätigt habe statt zu blinken. Glücklicherweise bin ich auch einen Automatik gefahren, sodass ich mich voll und ganz auf Piki Piki’s (Motorräder), Boda Boda’s (Tuc Tuc’s), Busse, Autos, Fahrräder und Menschen konzentrieren konnte. Ich habe gelernt, dass wenn man hier eine Kreuzung überqueren möchte, man die Warnblinkanlage anmacht um zu zeigen, dass man geradeaus fahren möchte. Ist ja auch logisch … Linksblinker links, Rechtsblinker rechts und Beide für geradeaus. Wofür sollte man sonst auch den Warnblinker brauchen???

Auf dem Wochenmarkt haben dann Donata und Andrea übernommen. Das mit dem Handeln habe ich noch nicht so richtig raus. Auch wenn ich mittlerweile die Zahlen verstehe und sich mein Grundstock an Swahili weiter verbessert, reicht es für diese Verhandlungen nicht aus. Vor allem habe ich noch nicht so ganz verstanden, wann man handelt und wann nicht. Wir haben auf jeden Fall ein paar Tüten mit Gemüse und Früchten erstanden. Ich hatte geplant, für den Abend spanische Tapas zu machen und dafür ist eine Grundlage an Gemüse schonmal gut. Ich wollte eigentlich auch Käse kaufen, den gab es aber nicht in den besuchten Supermärkten.

Generell musste ich feststellen, dass alle lokalen Lebensmittel sehr günstig sind. Egal ob im Restaurant, Supermarkt oder Gemüsemarkt. Hingegen sind alle importierten Lebensmittel teurer als in Europa. Eine Packung Cornflakes kostet hier $ 7,50 und eine Packung M&M kostet $ 5. Für 200 ml von dem günstigsten Olivenöl habe ich $ 4 bezahlt. Vergleichsweise kann man für weniger als $ 3 lokal auswärts essen gehen. Auf dem Foto unten sieht man Ruth und mich beim Lunch. Für afrikanische Schweinerippchen, Pommes, Salat und zwei kleine Flaschen Wasser haben wir zusammen $ 6,50  bezahlt.

Ich möchte bemerken, dass es kein Besteck gab. Grundsätzlich wird hier mit den Händen oder einem Löffel gegessen. Selbstverständlich wäscht man sich vor dem Essen die Hände. Im Anschluss an das Essen kommt jemand vom Servicepersonal an den Tisch mit einer Schüssel, Seife und warmem Wasser aus einer Kanne. So kann man sich nach dem Essen am Tisch die Hände waschen. Daran kann man sich echt gewöhnen. Auf dem Foto unten ist der afrikanische Grill zu sehen.

 

 

Zurück zu meinen Tapas. Das mit dem Kochen hat nicht ganz so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Angefangen bei den wohl kleinsten Knoblauchzehen der Welt, siehe Foto rechts, die mir den letzten Nerv geraubt haben.

 

 

 

Des Weiteren habe ich einen vermeintlichenTopf zerstört. Links auf dem Bild ist dieser zu sehen. Tatsächlich ist dies gar kein Topf, also nicht im eigentlichem Sinne, sondern ein „Essen-Warmhalte-Und-Aufbewahrungs-Gerät“. Dieses Gerät ist nicht dafür gemacht, auf dem Herd zu stehen, denn dadurch geht es kaputt. Im folgenden Bild ist der tatsächliche Topf zu sehen. Der, der hier zum Kochen benutzt wird. Wie ich das nur verwechseln konnte …

Die nächste Herausforderung waren die Fleischbällchen. Ich wollte Fleischbällchen in Tomatensauce machen. Das ist leider nicht geglückt. So gar kein bisschen geglückt. Aus meinen Fleischbällchen wurde eine rotgefärbte Fleischpampe. Ich möchte hier nicht näher auf die Details eingehen, die meinen Erfolg verhindert und zu einem Fleischhaufen geführt haben. Für diejenigen die mich nicht so gut kennen möchte ich allerdings erwähnen, dass ich sehr gerne und durchaus gut koche. Und Fleischbällchen gelingen mir IMMER! Das Ergebnis meines Misserfolges ist unten auf dem Bild zu sehen. Das Bild ist leider etwas unscharf geworden. Aber wenn man ehrlich ist, gibt es ohnehin nicht besonders viel zu sehen.

Neben diesen „Fleischbällchen“ habe ich Antipasti, Salsa, Knoblauchbrot, spanische Tortilla, scharfe Möhren, Kartoffelspalten und Sangria gezaubert. Dreimal dürft ihr raten was den Anwesenden am besten geschmeckt hat. Man könnte meinen, dass die Sangria am beliebtesten gewesen ist, aber dem war nicht so. Stattdessen war tatsächlich der Fleischbrei das beliebteste Essen auf dem Tisch, da das Fleisch so weich und saftig war. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet eines meiner größten Kochdesaster zum Star des Abends wird.

Aber man sagt ja auch nicht umsonst, dass Geschmäcker verschieden sind. Unten habe ich noch ein paar meiner „gelungenen“ Gerichte abgelichtet.

Selbstgeschlagenes Eis
Spanische Tortilla
Scharfe Knoblauch Möhren
Aubergine, Zwiebel und Paprika Antipasti

6 Antworten auf „Fleischbällchen und Linksverkehr“

  1. Was für ein Artikel, hab mich köstlich amüsiert! Deine Art zu schreiben ist mega!

    Warnblinkanlage zum Überqueren einer Kreuzung – auf die Idee muss man erstmal kommen. Und erst der Topf. Selbstredend, dass man nur den ohne Griffe zum Kochen nimmt, ich fass es nicht … ? Eine Frage: Wie kommt’s dass Du Tapas gekocht hast? Schmeckt zwar toll, aber ist ja nicht so das typische Essen aus Deiner Heimat, behaupte ich mal. Obwohl ich mir z.B. Kartoffelsalat mit Würstchen jetzt auch nicht so als einfaches Koch-Unterfangen vorstellen kann ?

    Viel Spaß noch und LG ?

    1. Es freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat. Ich habe mich zunächst für Tapas entschieden, da dass Essen hier ohnehin meist sehr schwer ist. Hatte auch erst überlegt klassisch „Gut Bürgerlich“ zu kochen, aber das ist auch eher schwer und mächtig. Ich selber hatte einfach Lust auf Gemüse und etwas Frisches. Zusätzlich gibt es hier kaum Milchprodukte. Eigentlich gibt es nur H-Milch. Vereinzelt kann man auch Joghurt kaufen. Sahne habe ich noch nicht gesehen.

      Lieben Gruß Sandra

      1. Wie auch schon bei deinen vorherigen Beiträgen habe ich mich köstlich amüsiert. Deine mutiges Angehen von Alltagsherausforderungen ist bemerkenswert. Besonders ansprechend das Essen bei dem du von den Fischaugen beobachtet wirst … grins … Trotz aller Hindernisse haben deine Kochergebnisse Potential für afrikanische Sterneküche mit europäischen Einflüssen.
        Aus dem grauen Ratingen grüßt dich ganz lieb Margret

        1. Hallo Mawi,
          Danke für deine Kommentare. Es freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt. Die kleinen Fische waren eine Herausforderung und waren ehrlicherweise nicht so ganz mein Fall.
          Sonnige Grüße aus dem maximal temperiertem Moshi.

Schreibe einen Kommentar zu inga Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert